von Alex. Schilling
Heute gibt´s unser erstes Winzerportrait. Bin momentan an der Nahe unterwegs und entschied mich für jenen Betrieb, über den ich hier schon viel berichtet habe. Nachdem doch einige Weine im Blog vorgestellt wurden, wollte ich nun wissen, wer denn diese Weine eigentlich macht.
Das Weingut Karlheinz Schneider und Sohn geht schon lange nicht mehr in der Masse der Nahewinzer unter. Die erste Traube im Gault-Millau wurde geerntet, Eichelmann lobte die Kollektion 2011 und auch der wohl wichtigste Weinkritiker Deutschlands, der auf seiner Homepage neuerdings englischschreibende Stuart Pigott hat das Weingut schon längst entdeckt und den 12er Gutsriesling vorgestellt, ein Portrait erscheint fast zeitgleich mit diesem Artikel in der Kolumne von Pigott in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 25. Nov.12. Von Falstaff bekam der “Marbacher Spätburgunder R” bereits den deutschen Spätburgunder Preis verliehen, der Jahrgang 2007 wurde Regionalsieger an der Nahe.
Wenn man sich mit Andi Schneider unterhält, merkt man recht schnell, dass er Vollblutwinzer ist. Erst spät berufen fand er nach einem BWL Studium den Weg zurück ins elterliche Weingut. Im Betrieb mit einem jährlichen Ausstoß von ca. 80.000 Flaschen arbeiten drei Generationen, der Großvater und Namensgeber des Weingutes Karlheinz, dessen Sohn mit seiner Frau Marion und schließlich Diplom-Weinbetriebswirt Andi Schneider und dessen Bruder Christoph. Andi der Kellermeister, für die Reberziehung der 13ha ist sein Bruder Christoph verantwortlich. Beim Gang durch den Keller sprudelt Andi dann richtig los, man muss ihm kaum Fragen stellen. Der Riesling 2012 – mittlerweile sicher in den großen Holzfässern und auch Stahltanks – hat ihn überrascht. Die Öchsle Grade waren zwar nicht ganz jenseits der Erwartungen, aber doch durchweg niedriger als üblich. Andi sieht darin aber kein Problem, die Trauben konnten dennoch wunderbar goldgelb reifen und waren sehr gesund. Vor wenigenWochen war ich selbst nochmal im Wingert, keine Probleme mit Krankheiten oder Schimmel. Die Weine werden bei ihm so weit das geht spontan vergoren. Auch wenn „Spontanvergärung“ unter Weinfreaks momentan ein sehr beliebtes Qualitätskriterium ist, werden dennoch auch Reinzuchthef en verwendet. Andi steht dazu und redet nicht um den heißen Brei herum. Die Gärung könnte sonst sehr lange bis in den Februar hinein dauern, das Ergebnis mitunter ist alles andere als sicher. Weingut Schneider Weingut Schneider Weingut Schneider
Viele Winzer brüsten sich aus Marketingründen mit ihren spontan vergorenen Weinen, die sie dann aber oft ab einem gewissen Zeitpunkt mit Reinzuchthefen dann doch lieber auf die sichere Seite bringen. Der Kunde erfährt davon aber oftmals nichts. Weingut Schneider Weingut Schneider
So trinken wir uns durch die verschiedenen Qualitäten und Lagen. Schon jetzt sieht man, worauf es ankommt. Die Arbeit im Weinberg ist ausschlaggebend, obwohl der Wein noch ordentlich am Blubbern ist, zeigt sich doch, dass die Qualität der Beeren 2012 passt. Vor allem bei den Lagenweinen offenbaren sich feine Fruchtaromen mit druckvoller Mineralik, fast schon salzig. 2012 wird bei K.H. Schneider richtig geiler Stof f !
Die Roten:
Eine Besonderheit des Weingutes sind die Rotweine. Der Vater von Andi Schneider war Anfang der 1980er Jahre einer der Ersten an der Nahe, der sich mit Portugieser und Dornfelder beschäftigte. Mittlerweile werden im Weingut auch überzeugende Spätburgunder angebaut, hauptsächlich aus Geisenheimer Klonen. Im Letzten Jahr wurden aber auch burgundische Klone (777) gepf lanzt, darüber hinaus macht man sich viele Gedanken, die Qualität stets zu steigern. Wenn man die Spätburgunder von Andi probiert, wird einem aber recht schnell klar, dass das mit Qualitätssteigerung kaum noch was zu tun hat. Diese Weine sind an der Nahe einmalig, es geht also hier wirklich nur noch um Feintuning! Könnten es etwas mehr Tannine sein? Ist die Säure zu hoch, muss man malolaktisch noch was tun? Andi und ich sind uns einig: Die Säure ist wunderbar und zu warm sollte Spätburgunder eben nicht getrunken werden. Weine wie der Marbacher Spätburgunder liegen über ein Jahr in vorwiegend gebrauchten Barrique, der Anteil der neuen Fäßer liegt bei etwa 30%. Der Jahrgang 2011 ist der erste Unfiltrierte und überzeugt trotz seiner Jungfräulichkeit schon jetzt, wird sich aber auch in fünf Jahren noch sehr schön präsentieren. Wei
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Andi betont, dass Spätburgunder für ihn kein normaler Rotwein ist und trifft damit mal eben voll ins Schwarze. Er zeigt, dass er mit den Besonderheiten dieser Rebe klar kommt, sie versteht und wirklich tolle Weine auf die
Flasche bringt. In Deutschland kann das nicht jeder, im Rieslingland nahe fallen mir da nur wenige ein. Für den TOP-Spätburgunder von K.H. Schneider muss man zwar 16€ auf den Tisch legen, bekommt daf ür aber auch einen wirklich guten, vor allem in hohem Maß handwerklich gemachten Wein. Meditationswein, kann man wunderbar weich eintauchen und richtig Freude dran haben.
Eine deutsche Referenz:
Die Weine tragen eine klare Handschrift, was Andi Schneider sagt, f indet sich auch in der Flasche wieder. Er macht kein langes Gerede sondern kommt auf den Punkt. Er weiß, dass er was kann, strebt dabei nicht nach Renommee, sondern will einf ach nur Winzer sein. Andi Schneider gelingt es den Charakter der einzelnen Lagen herauszustellen, ohne unverständliche Elfen daraus zu machen. Auch die Gutsweine sind durchweg überzeugend und nicht nur für die Nahe eine Referenz, sondern für deutschen Riesling im Allgemeinen! Keine herumspringenden Eisbonbons, sondern wirklich tiefgründige, dennoch trinkfreudige mineralische Weine mit deutlicher Herkunft. Das Weingut macht übrigens auch Auslesen und Trockenbeerenauslesen, derzeit hängt sogar noch ein bisschen was im Weinberg, man hofft einen Eiswein daraus machen zu können, den ich hiermit schon mal subskribiere. Wein
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Ein Gedanke zu „Zu Besuch bei: Weingut K.H. Schneider Bad Sobernheim Nahe“