Kaum eine Weinbauregion mag ästhetischer anmuten als die Toskana. Historisch noch vor der Romanisierung bereits bedeutend, lassen sich ich heute in Städten wie Arezzo die baulichen Spuren der Etrusker wie z.B. polygonales Mauerwerk immer noch finden. Fast jeder Blickwinkel der Landschaft hat das Potential, es als Panoramabild in diverse Sehnsucht erweckende Reiseprospekte, auf die Nudelpackungen dieser Welt oder die Leinwand zahlreicher Hobbymaler im Urlaub zu schaffen.
Die offene Architektur der Landhäuser mit ihren freien Dachräumen, sowie eine reichhaltige Kulinarik – abend´s, wenn die große Hitze vorbei ist – lassen einen bereits an die Rente und ein kleines Häuschen dort denken. Wer in die Toskana fährt, kommt mit Fernweh zurück!
Chianti außerhalb der Hauptreisezeit: viel schöner im September? Vor allem nicht so heiß UND Erntezeit. Bild: Francesco Sgroi
[dropcap1]D[/dropcap1]ie Toskana ist auch Antinori-Land. Das Weingut, besser die Familie dahinter, ist eine recht große Nummer. Begonnen hat das alles vor über 600 Jahren, mittlerweile wirtschaftet die 26. Generation. Mit mehreren Weingütern in der Toskana und einem in Umbrien ein Magnat der Seinesgleichen sucht. antinori chianti classico riserva weinblog
Dazu gehören die Weingüter Pèppoli, die weltberühmte Tenuta Tignanello, Badia a Passignano, das Castello della Sala, die Tenuta Pian delle Vigne, Tenuta Guado al Tasso und schließlich das Stammhaus Antinori; zusammen mal läppische 760ha Rebfläche.
Marchesi Antinori – immer am Weltmarkt
Die in den 1980er Jahren bekannt gewordenen Super-Tuscans gehen zum Teil auch auf Antinori zurück. 1970 brachte das Haus den Tignanello auf den Markt. Ein Wein, der heute je nach Alter enorme Preise erzielt. antinori chianti classico riserva weinblog
Antinori machte immer wieder durch geschicktes Marketing auf sich aufmerksam. 1928 kreierte Marchese Niccolò Antinori das Label Villa Antinori mit dem Anspruch, einen lagerfähigen Chianti auf dem Markt zu etablieren, was auch gelang: Noch heute sind die Weine der Linie Villa Verkaufsschlager.
Chianti gab es davor natürlich auch schon, dieser war aber eher der Hausschoppen der Landwirte und weniger für den Weltmarkt tauglich. Antinori hat in diesem heute seinen eindeutigen Platz, eine Leistung, die viele Bewunderer findet.
Der Weltmarkt ist das Betätigungsfeld der Antinoris. Sicher ist Antinori auch ein Stück weit Kult und Labeltrinkerei, die Weine bieten aber jedes Jahr gleichbleibende Qualität, unter 90 Punkten werden die Weine eigentlich nie bewertet.
Technisch sind die Weine einwandfrei auf hohem Standard gemacht, wilde Avantgarde ist hier nicht zu erwarten.
Wo andere konzeptionell in Jahren denken, sind hier eher Jahrzehnte, oder angesichts der über 600 jährigen Geschichte vielleicht sogar Jahrhunderte das Maß der Dinge.
Antinori feiert dabei nicht nur mit Rotweinen Erfolge. Seit 1979 weckt die Weißweincuvée Cervaro della Sala aus hauptsächlich Chardonnay und dem eher unbekannten, recht würzigem Grechetto die Begehrlichkeiten der Fans. Die Liste der Antinori-Weine insgesamt ist endlos, die Erzeugnisse von Antinori ein Universum für sich.
Chianti Classico Riserva 2011 – Villa Antinori
Dieser Wein wird nicht jedes Jahr gemacht. Zuletzt im Jahr 2000, seit 2010 gibt es ihn wieder, allerdings als Riserva. Sämtliche Trauben für diesen Wein werden bereits im Weinberg selektioniert und später auf dem Sortiertisch nochmals sortiert. Der Wein wurde ohne Rappen im Stahltank vergoren, danach lag er zur Mazeration noch 10 Tage auf den Schalen. Danach in neue Barriquefässer gefüllt fand dort die malolaktische Gärung, auch als biologischer Säurebabbau bezeichnet, was die Weine deutlich harmonischer und weicher macht.
Die volle Aromenbombe: In der Nase drängeln Eindrücke von Kirschen, Himbeeren und schwarze Johannisbeeren. Etwas Lakritz, dunkle Schokolade, ein kleiner Fetzen Leder sowie viel Vanille offenbaren einen jener Weine, die Bloggerkollegen gern mal als maskulin offerieren.
Dennoch erwartet einem am Gaumen keine brachiale Offerte von irgendwie gearteter internationaler Stilistik. Es steht Chianti drauf und ebendieser ist auch drin. Mit einer typisch leicht herben Note zeigt sich ein enorm süffiger, weicher Wein mit 90% Anteil an Sangiovese und 10% Cabernet Sauvignon.
Auch in der Qualität der Gerbstoffe moderat und souverän. Wo man vorab Gerbstoffporno vermutet, bleibt jegliche Überzüchtung aus, genau richtig dosiert. Mit markant frischer Säure zeigt sich zudem ein wahrer Speisenbegleiter, wobei der X als Solist gleichermaßen Freude macht.
Im Nachall dann eine Betonung auf Röstnoten und Tabak, wobei das aber von der vorherigen Belüftung abhängt. Ewig lagern würde ich den Wein nicht, mein Eindruck ist eh, dass Chianti zum Spaß haben und nicht zum bewundern der vollen Flasche gemacht ist. Und bitte bloß nicht zu warm trinken! Schon gar nicht bei Zimmertemperatur, vielmehr nicht über 16C.
Erfreulich für die Histamingeplagten: biogene Amine blieben weitestgehend draußen; soweit zumindest mein subjektives “roter-Kopf-Histamin-Radar”.
- Villa Antinori Chianti Classico Riserva 2011 für 18,99€ bei Vinusta
Der Chianti Classico Riserva ist echt ein Klassiker. Ich hatte bis vor Kurzem noch einen Vorrat von dem hier: http://www.der-weinmakler.de/weine/15-Rot/Antinori-Chianti,4773-detail-1604.php… Jetzt ist er leider aufgebraucht, aber ich hab eben einen Karton vom 2011er bestellt und bin gespannt was der so kann. Jetzt kann Weihnachten kommen!
Ich interessiere mich für den Chianti. Der Chianti Classico Riserva 2011 ist sehr gut beschrieben, besonders die Herstellung =)
Gut das auch gleich der Wein Shop verlinkt ist. Danke dafür!