Württemberg ist völlig unterbewertet. Man kann das nicht oft genug sagen. Während so manche Weinbauregion Deutschlands immer noch von ihrem schon vor Jahrhunderten erarbeiteten Ruhm lebt, dümpelt Württemberg – bestenfalls noch für Trollinger bekannt – in einem Schattendasein vor sich hin. Schade!
Wein des Monats März 2016
[dropcap1]E[/dropcap1]s ist Prowein. Meine Timeline in FB läuft über. Bin ein bekennender Meider der Prowein. Mir ist das alles zu viel, zu schnell, zu laut. Man sollte Wein alle mögliche Aufmerksamkeit schenken, mehr dann aber auch nicht. Wein ist Sehnsucht, Wein ist ein zwangloser Moment. Die Prowein zeigt das Gesicht der Weinmaschinerie. Was ich dort verpasse? Vermutlich den Moment und damit für mich das Wichtigste… Sehnsucht!
Solch einen (Wein)Moment hatte ich vor wenigen Tagen mit dem Weingut Beurer. Unmittelbar vor den Toren der Landeshauptstadt Stuttgart in Kernen-Stetten gelegen, macht hier ein Betrieb sicher auch durch modernes Marketing, vor allem aber wegen besonderer Qualitäten in der Flasche auf sich aufmerksam – und für alle, die im Gegensatz zu mir in Düsseldorf verweilen, Halle 14 / A32. beurer riesling
Erst 1997 trat man aus der Genossenschaft aus um als „Garagenwinzer“ den eigenen Betrieb aufzubauen. Seit 2003 arbeitet man sich im ökologischen Weinbau voran. Mittlerweile ist das Weingut Jochen Beurer Mitglied bei Ecovin (2009), produziert biodynamisch nach den Richtlinien von Demeter (2012) und wurde 2013 durch die Aufnahme in den VDP geadelt.
Die Beurers sind Rieslingnerds. Kraftvoll, salzig und mineralisch kommen sie daher. Beurers Rieslinge wollen mitreden, sie liegen nicht als gefällige Begleiter auf der Zunge sondern zeigen Kante. Beurer ist auch das sagenumwobene Terroir des Remstal. Nicht jeder Winzer sollte damit werben, bei Beurer ist es Programm. beurer riesling
Im Glas ein 12er Schilfsandstein. Mit viel Säure und reifer Frucht allein wäre dieser Wein wohl eher plakativ eindimensional. Eingefangen wird er durch das, was seine tiefen Wurzeln der fast 40 Jahre alten Reben aus dem Boden holen.
Der Schilfsandstein gibt diesem Riesling eine Eigenständigkeit, die viele begeistern wird, manche aber auch zu überfordern vermag. Man muss Riesling mögen um diesen Wein zu schätzen, vor allem muss man auf der Suche sein nach dem, was meist nur Riesling kann. Immer wieder anders sein, unangepasst bereit, jederzeit aus der Reihe zu tanzen wenn man ihn denn lässt. beurer riesling
Seit langem mal wieder ein Wein des Monats; den aktuellen Jahrgang 2014 kann man in der Weinhalle für 12,80€ bekommen. Am besten dann aber mal kurz vergessen und zwei Jahre im Keller verschwinden lassen.