Dolcetto – „der kleine Süße“

Die Piemonteser schwärmen von ihrem „kleinen Süßen“, dort hat er als Hauswein einen ähnlichen Stellenwert wie in etwa Silvaner in Franken. Ein Volkswein der Antichi Poderi dei Gallina

[dropcap1]D[/dropcap1]er Name mag zu falschen Annahmen verleiten. „Dolce“, ital. der Süße, ist ein meist trocken ausgebauter, farbintensiver, ins rubinrote changierende, wunderbar weicher easy Drinking. Er gehört einfach dazu, ob zum Essen oder als abendlicher Begleiter, im Glas macht er einfach unkompliziert Spaß und ist ein Teil des Lebensgefühls.

Dolcetto ist eine traditionelle Rebsorte des Piemonts und wurde im beginnenden Hochmittelalter vermehrt kultiviert. Im Weinberg zeigt sich Dolcetto recht genügsam, im Keller ist er aber durchaus von den Fähigkeiten und dem Willen des Winzers zur behutsamen Arbeit abhängig. Eine schnelle Kaltgärung dankt der Wein auch schon mal mit unangenehmen Gerüchen wie verbranntem Schwarzpulver… Deutlich besser wird Dolcetto, wenn man diesen etwas wärmer und langsam vergärt, auch muss er nicht wirklich im Stahltank liegen.

Die Poderi del Gallina lässt ihren Dolcetto d´Alba langsam reifen. Als Alleinunterhalter absolut überzeugend im Glas, funktioniert er als Essenspartner natürlich noch besser. Bei uns war es die Lasagne am Sonntag; danach noch ein Espresso. Ein bisschen Urlaub eben. Was will man mehr?

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Der Dolcetto d´Alba der Poderi del Gallina spielt an der Nase mit einem wunderbaren Duft von dunklen Früchten, etwas Brombeere und schwarze Johannisbeere, dazu Eindrücke von Lakritz oder auch Süßholz. Am Gaumen leicht kandierte Backpflaume und rebsortentypische Aromen von Bittermandel.

Der Wein zeigt sich mit samtig weichen Tanninen und moderater Säure, generell ist Dolcetto ein eher jung zu trinkender Kandidat. Vom Lagerpotential der großen Brüder Barolo und Barbaresco ist ein süffiger Brot-und-Butter Wein wie dieser hier weit entfernt!

Muss er auch nicht! Ein „Jeden-Tag-Wein“, ein Volkswein eben. Sommer wie Winter ist eigentlich egal, allerdings bloß nicht zu warm. Der darf wie Spätburgunder auch mal etwas kühler getrunken werden.

Antichi Poderi dei Gallina, Dolcetto d´Alba ‘Menturin’, Piemont 2013 gibt es für 8,60€ auf Anfrage hier.

Barbera d´Asti Incisiana aus dem Piemont, nicht aus dem Barrique

Während also die Weinwelt unter den Eindrücken der asiatischen Kirschessigfliege, Pilzdruck und viel Feuchtigkeit noch über den unbekannten Ausgang des Weinjahres 2014 diskutiert, flüchtet der Weinblog in das traditionsreiche Piemont zu einem gelungenen Tröpfchen aus 2010 barbera incisiana weinblog
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Wein des Monats: Oktober 2014

[dropcap1]H[/dropcap1]eute im Glas ein Barbera d´Asti welcher mit Kraft und Tiefgang überzeugt, noch ein paar  Jährchen im Keller liegen könnte und für mich ein eindeutiges Signal ist: Piemont ist wieder da!
Nach dem die Schatzkammer der großen italienischen Weine Barolo, Barbaresco und Barbera die letzten Jahre etwas in der zweiten Reihe stand, man dafür aber immer wieder gute Tropfen für gutes Geld fand, tut sich was. Man (be)lebt wieder die Tradition, sucht die Ursprünglichkeit und erzeugt Weine, die nicht in irgendeine Richtung geprügelt werden.
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