Auf den Flügeln der Morgenröte – Schröck Ruster Ausbruch 2002

Fange an die Welt der Süßweine für mich zu entdecken. Gelandet bin ich dabei im österreichischen Rust am Neusiedlersee. Süßweine haben hier eine lange Tradition. Seit über 400 Jahren werden hier die auch international begehrten Kreszenzen gekeltert, der Ruster Ausbruch ist ein Markenzeichen der Region

Ruster Ausbruch
Rust mit Blick auf den Neusiedlersee, Bild: Cercle Ruster Ausbruch

[dropcap1]S[/dropcap1]ehr bald stößt man bei dem Thema Ruster Ausbruch auf die Winzerin Heidi Schröck. Sie ist seit über 30 Jahren eine der Größen für Süßweine; auch in Übersee ist Schröck von den internationalen Weinkarten nicht wegzudenken.
Robert Parker, Falstaff und Co., alle haben sie bereits geadelt. Dennoch sagt Heidi Schröck von sich, dass sie „Weinbäuerin in Rust“ ist. Heidi Schröck betreibt Landwirtschaft, die zweifache Mutter steht keinem Château vor und kommt ganz ohne Chichi aus. 

Die Ruster Ausbruchweine sind eine Spezialität, eine regionale Typizität. Gewonnen werden diese Süßweine aus edelfaulen, mit der Botrytis Cinerea befallenen, rosinenartig geschrumpften Trauben. Die Trauben trocknen aus, die festen Inhaltsstoffe bleiben erhalten: Traubenzucker, Säure, Extrakt, Aromastoffe – alles in hoher Konzentration.
Das Weinjahr 2014 bot dafür perfekte Voraussetzungen, Süßweine wie den Ruster Ausbruch gibt es bei weitem aber nicht jedes Jahr. Der letzte aus Chardonnay vinifizierte Ruster Ausbruch von Schröck stammt noch aus dem Jahr 1967, 2014 ist der direkte Nachfolger.

unspecifiedHeidi Schröck vermerkt zum Jahrgang 2014: „Genau zu dem Zeitpunkt, als die Traubenhäute aufgrund der Reife dünn und weich wurden, traten die ersten morgendlichen Nebel aus. Im Laufe des Vormittags erwärmte die Sonne die Böden und Beeren. Und abends fiel wieder Nebel ein. Genau diese Bedingungen sind ideal für die herbeigesehnte Botrytis.“

Zur Förderung dieser besonderen Weine hat sich 1992 der „Cercle Ruster Ausbruch“ gegründet. Heidi Schröck ist Mitbegründerin der Vereinigung und steht ihr heute auch vor.
Der „Cercle Ruster Ausbruch“ beruft sich voll und ganz auf die jahrhundertealte Tradition und kommuniziert diese mit einem modernen Marketingkonzept. Der Ruster Ausbruch steht für seine Region, zeigt, dass Wein ein Produkt der jeweiligen Umgebung ist. Das Mikroklima am Neusiedlersee ist einmalig, gleiches gilt für die dortigen Weine.

Die Beeren werden von Hand „ausgebrochen“, daher der Name. Die kleinen Mengen werden auf dem Weingut Schröck noch mit den Füßen eingemaischt, die hoch konzentrierten Weine zeigen sich im Glas bernsteinfarben, nachdem sie mindestens 12 Monate in kleinen Holzfässern reiften.
Dies brachte ihnen den Beinamen „flüssiges Gold“ ein. Der Stadt Rust bescherte der Wein in der frühen Neuzeit einen enormen Reichtum und damit die Möglichkeit, sich vom regionalen Landesherren frei zu kaufen. Seit 1681 ist Rust eine so genannte königl. Freistadt.

Für den Ruster Ausbruch werden die traditionellen Rebsorten Furmint, Gelber Muskateller und vermehrt auch Chardonnay, Welschriesling und Weißburgunder verwendet.
Der Ausbruch an sich ist im österreichischen Weinbaugesetz als Süßwein verankert und muss mindestens ein Mostgewicht von 138° Oechsle aufweisen. Der Ruster Ausbruch kommt hier mit bis zu 150° Oechsle deutlich drüber. Anstatt aber üppig opulent nur mit Süße zu protzen, gelten die Ruster Ausbrüche als die edelsten und besten unter den österreichischen Süßweinen.

Ruster Ausbruck Schröck 2002Im Glas habe ich heute einen Ausbruch aus dem Jahr 2002 der den malerischen Namen „Auf den Flügeln der Morgenröte“ trägt.
Gekeltert aus Welschriesling und Weißburgunder und bescheidene 150 Monate im Fass gereift kommt, dieser erst jetzt auf den Markt. Es ist einer dieser Weine, der Eindrücke in Emotionen wandelt, diese mit Worten zu fassen kann immer nur ein Versuch sein. Man trinkt diesen Wein nicht einfach, man liegt darin. Er ist ein Rausch. Damit meine ich aber nicht den Alkohol – mit 0,375l Inhalt kann man sich wohl kaum betrinken. Es ist dieses Zurücklehnen im Stuhl und sich einfach mal fallen lassen.

Eine Verksotungsnotiz erübrigt sich, jeder wird diesen Wein für sich und damit niemals klausuliert wahrnehmen. So wie der Wein viel Zeit gebraucht hat um das zu werden, was er heute ist, sollte man sich auch beim Trinken viel Zeit lassen. Derartige Aromenvielfalt und Tiefgang hat man selten im Glas. Habe den Wein über einen Zeitraum von drei Wochen immer mal wieder getrunken, auch diese Entwicklung an der Luft ist äußerst spannend. Über den Preis von ca. 60€ braucht man nicht reden. Man tut es oder lässt es bleiben.

Wichtig wäre da noch die Speiseempfehlung. Die ist gleich auf die Flasche gedruckt. Heidi Schröck arbeitet daran, das Image der Süßweine vom ewigen Kumpel der Käseplatte zu befreien. Sicher, Blauschimmel und Süßwein ist wunderbar, darf und soll auch sein, aber warum nicht – schaue mal kurz auf das Etikett – reife Banane, gebratene Gans, Pfeffersteak oder geröstete Haselnüsse als fingerfood dazu?

 

Eine mögliche Bezugsquelle in Deutschland findet Ihr hier
der Link zu Heidi Schröck ist da
und der “Cercle Ruster Ausbruch” ist im Netz ebenfalls präsent

Gereifter Wein – ein „kleiner Feldversuch“

von Alex. Schilling weinwunder deutschland gereifter wein

Vor weinigen Tagen erst befasste sich Stuart Pigott in seiner Weinsendung „Weinwunder Deutschland“ mit dem Thema “Gereifter Wein”, bzw. dem Lagerpotential von Weinen. Mir gefiel die Sendung sehr gut, zumal Pigott in der Vergangenheit an verschiedenen Stellen mokierte, dass wir Deutschen Wein zu oft aufheben, auf DEN Moment warten um dann nur enttäuscht zu werden. Damit hat er auch grundsätzlich Recht, denn nicht jeder Wein ist von Haus aus lagerfähig. Gereifter Wein – ein „kleiner Feldversuch“ weiterlesen

Wwe. Dr. H. Thanisch Erben Thanisch Bernkasteler Badstube Riesling Spätlese 2007 Mosel

Thanisch derWeinblog alex Schilling wein

von Alex. Schilling

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