
Wirklich TOP oder doch nur erfolgreiches Marketing?
von Alex. Schilling Markus Schneider Ursprung
Zitat: „Eine Legende, ein nicht mehr aufsteigender, sondern längst strahlender Stern am deutschen (Rot)Weinhimmel. Ein Pionier im deutschen Weinbau, nicht nur mit revolutionären Ideen, sondern auch in der Umsetzung. Ein internationales Aushängeschild des deutschen Weinbaus.“ So und ähnlich sind die Eindrücke, wenn man im Netz nach dem Weingut Markus Schneider sucht… Markus Schneider Ursprung
Jedes Jahr aufs Neue gelobt und mit Weinbezeichnungen wie eben der heutige „Ursprung“, aber auch Weißweine wie „Takatuka“, oder ab 2011 „Hullabaloo“ tritt Markus Schneider gewollt aus der Masse. Ist es einer der Winzer, um die man als Weinschreibender nicht mehr herumkommt? Eigentlich will man gar nicht schreiben, weil es jeder andere schon längst getan hat. Eine Entdeckung ist das heute also wirklich nicht! Markus Schneider Ursprung
Muss man denn aus jedem Schneider-Wein-Jahrgang einen Jahrhundertwein machen? Muss man überhaupt einen Olymp für deutsche Winzer zelebrieren? Markus Schneider kommentiert diesen Hype auf seiner HP selbst, es scheint ihn zu nerven, dass er nicht als Winzer, sondern schon fast als Künstler wahrgenommen wird. Dabei lässt er sein „Understatement“ aber von einer Agentur doch gewollt zelebrieren, hat auffallende Etiketten, ultramoderne Flyer und eine schicke Homepage. Marketing und Werbung ist ja auch nicht grundsätzlich falsch, sein Laden läuft, es gibt Arbeitsplätze usw… alles schön! Sich aber vom Erfolg des eigenen Marketings aus Imagegründen – so erscheint es mir zumindest – dann wieder zu distanzieren soll verstehen wer will… Übrigens Gewinner des Meininger Award “Weinunternehmer des Jahres 2013”.
Das Weingut war bis 1994 ein reiner Traubenproduzent, nicht mal Faßware wurde verkauft. Der Hof wuchs seit dem stetig, so dass 2006 der Umzug und Neubau einer deutlich größeren Kellerei außerhalb der Gemeinde Ellerstadt notwendig wurde. Heute werden etwa 60ha bewirtschaftet, was weit über der Flächengröße des durchschnittlichen Familienweingutes liegt. Der Hektarertrag liegt im Schnitt bei 60hl, abgefüllt werden jährlich 420tsd Flaschen. Großbetrieb. Wer sich noch ein bisschen informieren möchte, kann dies auf der wirklich sehr gut gemachten und innovativen HP tun. Markus Schneider Ursprung Markus Schneider Ursprung
Der heutige Wein „Ursprung“ – der Einsteiger in die Rotweinkollektion von Markus Schneider – ist ein Cuveé aus Cabernet Sauvignon (50%), Merlot (40%), Portugieser (5%), und dem deutschen Cabernet Klon Cabernet Mitos (5%). Die Trauben stammen aus verschiedenen Rebparzellen zwischen der Vorderpfälzer Ebene und dem Haardtrander Kiesiger Sand. Die Böden sind Nährstoffarm und trocken. Das Ganze klingt nach „Wein im internationalen Stil“. Handelt es sich dabei auch um einen „massentauglichen“ Wein?
Das Öffnen der Flasche ist beinahe ein raumfüllendes Ereignis. Spätestens wenn der Wein im Glas ist, denke ich an moderne Raumbelüftung in Form von diesen unscheinbaren kleinen Dingern, die auf Herrentoiletten mancher Kneipen zu finden sind. Um aber keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen, ich meine die Intensität, nicht etwa den künstlichen Geruch den jene Gerätschaften verbreiten. Febreze für Weinfreaks! Im Bukett großes Konzert, dirigiert von Piemontkirschen, die erste Geige teilen sich Pflaumen und Cassis. Alle möglichen Akkorde erklingen: Tabak, Pfeffer, Schokolade, Veilchen, Thymian und auch ordentlich Holz. Leichte Dissonanzen werden dann aber von doch grüner Paprika (unreifer Sauvignon?) und schlichtweg leicht bittereren Fehltönen hörbar. Für mich ist das eher Wagner als Beethoven. Harmonisch und rund geht anders, wer aber laut, leicht kantig und zupackend mag, ist hier bestens bedient!
Dabei versucht der Wein sicher im internationalen Stil zu klingen, warum auch sonst ist er vollgepackt mit Sauvignon und Merlot? Es ist nicht der erste Vertreter dieser Art aus der Pfalz. Lieber denke ich dann aber an den Luitmar von Phillip Kuhn, der ebenfalls in die Vollen greift, aber mit deutlich mehr Harmonie. Gut, kostet auch ein bisschen mehr. Der Ursprung ist trotz seines Namens nicht etwa als Einstieg in die deutsche Rotweinwelt zu verstehen, denn Anfänger werden trotz seines verlockenden Preises doch von der brachialen und kantigen Art, seiner zugegeben schönen Würze, aber auch fordernden, obwohl mit nichtmal 5g geringen Säure dennoch überrannt. Gerbstoffsüchtige werden hier aber gut bedient. Massentauglich im Sinne von „fire and forget“ ist dieser Stoff auf keinen Fall. Kein “Weltwein”, eher spannender Sonderling.
Erst nach zwei drei Tagen an der Luft beruhigt sich der Ursprung, Zeit, die sich der Normalotrinker sicher nicht nimmt. Ehrlich gesagt glaube ich, dass dieser Wein von der falschen Zielgruppe wahrgenommen werden könnte. Zum einen sollte er noch liegen, zum anderen muss! er dekantiert werden. Er hat das Potential eines 20€ Weines, wird aber eben als Instantsäufling veräußert. Ohne Erfahrungen in Sachen Rotwein sollte man sich diesem Wein besser vorsichtig und sehr offen nähern. Oder aber, man nimmt den “der is aber von einem bekannten Winzer, der muss gut sein” Effekt billigend in Kauf. Markus Schneider verlangt für seinen „Ursprung“ einen sehr bürgerlichen Preis. Das Weingut mag keine Entdeckung mehr sein, der Wein ist es dann aber doch, irgendwie… Als Solist eher etwas kühler zu empfehlen, zum Jägerschnitzel von Oma gerne wieder! Wird für die “harten Jungs” fürs Skihüttenwochenende mal eingepackt. Markus Schneider Ursprung Markus Schneider Ursprung Markus Schneider Ursprung Markus Schneider Ursprung Markus Schneider Ursprung Markus Schneider Ursprung
An “jeder Ecke” für etwas über 8€ im Internet zu haben.
nach einem neueren Artikel des berühmt berüchtigten Cptn. Cork ist Markus Schneider nicht einer der, sondern der wichtigste Winzer Deutschlands…
