Was ist internationaler Stil “made in Germany”? Philipp Kuhn Luitmar
von Alex. Schilling

Auf der soweit informativ gehaltenen Homepage des Weingutes hat mich ein Statement von Philipp Kuhn verwundert: Er produziere Weine im internationalen Stil. Was soll das sein? Einheitsplörre für Jedermanns Gaumen, was „Spezielles, besonders geeignet für das breite Publikum”? Ist der dann wohl auch existente “nationale Stil” schlichtweg Schrott?
Der Name Philipp Kuhn dürfte dem ein oder anderen bereits bekannt sein; unter den eh schon recht renommierten VDP-Winzern nimmt er wiederum einen besonderen Platz ein. Das Weingut wird seit 1992 von Philipp Kuhn Junior geführt, der konsequente Handarbeit als Qualitätsmerkmal betont. Mit anderen Worten, der Wein wird im Weinberg gemacht. Eine Tatsache, die vielen Winzern heute immer noch nicht bekannt ist, die entsprechend dünne Tropfen erzeugen und dann versuchen, diese mit viel Holz und Reinzuchthefen aufzumotzen.
Die Beeren werden bei Philipp Kuhn handverlesen, in mehreren Durchgängen immer nur das wirklich reif e und gesunde Obst geerntet und schließlich recht raditionell verarbeitet. Die Rotweine werden mehrere Wochen auf der eigenen Maische vergoren, um dann schließlich im Holzfass mindestens 16 Monate zu reifen, in diesem Fall gar im Barrique.
In medias res, wie schmeckt Luitmar? Im Glas eine unglaublich dichte Farbe, ein tiefes Rot mit hellen Ref lexen. Diese Cuveé aus Cabernet Sauvignon, St. Laurent, Blaufränkisch und Sangiovese muss auf jeden Fall dekantiert werden, der Geruchsunterschied direkt nach dem Öffnen zu etwa 30 Minuten an der Luft ist enorm. Ein Punkt, den ich immer ganz gern als Qualitätsmerkmal deute. Deutliche Noten von schwarzen Johannisbeeren und Kirschen rühren vom Cabernet her, der Sangiovese steuert die etwas herberen Komponenten mit würzigen Noten, Nelken und Tabak bei. Etwas irritierend f inde ich eine Nuance, die ich auch erst durch nachlesen bestätigt fand: Paprika. Für mich bis dahin unbekannt, dass Cabernet Sauvignon auch diese Note erzeugen kann, sehr spannend. Wird unter Fachleuten aber gern als Indiz für nicht ausgereiftes Lesegut verstanden…
Beim ersten Schluck offenbart sich ein kraftstrotzender Wein mit fruchtig-frischer Säure (5g/L) und viel Holz (Vanille). Der Wein muss langsam ergründet werden, das ist absolut kein Saufwein. Mit 0,5g Zucker knochentrocken. Die Gerbstoffe sind richtig präsent und so bei deutschen Weinen wirklich selten zu finden. Sehr fein und rund, aber auch von enormer, nachhallender Quantität. Dann nochmal kräf tig den Mund mit dem Wein spülen, die Zunge spitzen und Luft einziehen: Dunkle Kirschen und Cassis, leichter Anflug von Brombeeren, umnebelt von einer starken Tabaknote, macht richtig Spaß!
Mit 14,5% Alc. doch ein recht schweres Geschütz, schon deshalb ist der Wein zum so trinken – es sei denn man will sich ordentlich abschießen – nur bedingt geeignet. Luitmar ist mit drei Jahren noch recht jung und kann noch Jahre liegen. Er zeigt schon jetzt sehr deutlich seine Talente, wird aber in den nächsten Jahren noch deutlich reifen und dann auch weniger drängeln.
Insofern vielleicht doch international, da es wirklich wenige Winzer in Deutschland gibt, die in der Lage sind, derartige Weine zu erzeugen! Solche Weine schreibt man eher Ländern wie Italien, Spanien oder auch Frankreich zu. Kaufen, einlagern und jedes Jahr mal probieren. Gibt´s für 25€ hier. Philipp Kuhn Luitmar Philipp Kuhn Luitmar Philipp Kuhn Luitmar