
Wenn Konsumzwang und grundsätzliches Potential sich kreuzen…
von Alex. Schilling
Berichte heute von einem Wein aus einem Weinbaugebiet, welches ich bisher relativ wenig beschrieben habe. Die Côtes du Rhône – die Hänge der Rhone – werden hauptsächlich mit roten Weinsorten bepflanzt. Cairanne ist eine eigene Herkunftsbezeichnung innerhalb der A. C. Côtes du Rhône Villages, die Weine wachsen auf rotem Lehm auf Sandstein und sandigem Schotter. Gerade das milde Klima ist für dickschalige Reben wie Syrah gut geeignet, aber auch die dünnschalige Grenache fühlt sich hier trotz des hin und wieder wütenden Mistrals wohl. Grenache ist übrigens eine der am meisten angebauten Reben der Welt, reinsortig aber kaum zu bekommen. Am Stock reift sie recht früh, beschert dem Winzer ordentlich Oechsle, geizt aber etwas mit Farbe. Auch neigt sie im Ausbau zur Oxidation, so dass sie of t mit der viel bekannteren Syrah verschnitten wird. Syrah ist aber im Anbau etwas schwierig. Gerne beschimpfen Winzer ihren Syrah als zickige Diva oder auch deutlich derber, dürfen sich dann aber auch hin und wieder über großartige Weine freuen, wenn denn der Jahrgang gut war und im Keller alles
glatt lief . Im Gegensatz zur Grenache ist Syrah dann noch für Wind anfällig. Nicht etwa dass dieser nur die Blätter wegpustet, nein, der ganze Rebstock bricht dann auch schon mal durch. Ernsthafte Qualitäten sind nur mit einem starken Beschnitt und somit Ertragsreduktion zu erreichen. Nicht jeder Winzer wird das freiwillig machen, Syrah an sich ist recht ertragsreich und somit eine gute Einnahmequelle. Und irgendwie muss der Arbeitsaufwand auch abgegolten werden! domaine-de-la-presidente-cairanne
Verkostungsnotiz: domaine-de-la-presidente-cairanne
Das Bukett zeigt sich erst mal reichlich wenig bis nichts. Der Wein soll nicht, nein er muss dekantiert werden. Leider er ahre ich bei meiner unten angegebenen Bezugsquelle nichts darüber. Ehrlich gesagt erwarte ich als normaler Weintrinker das auch nicht von einem Wein in dieser Preisklasse. Am Ende führt das aber zu unzufriedenen Kunden, die dann den Wein als hart und unzugänglich ansehen werdenn. Auch muss man dem Winzer den Vorwurf machen, den Wein zu früh in den Handel zu bringen, aktuell ist schon der 11er verfügbar, wobei ich den 10er für gerade erst trinkbar halte. Immerhin gibts Jacques´die Lagerfähigkeit mit bis zu fünf Jahren an.
Erst nach etwa einer Stunde Belüftung öffnet sich der Wein langsam und fängt das Sprechen an, erzählt von den Hängen an der Rhone und was dort möglich ist. Leicht balsamische Noten und würzige Komponenten vermitteln einen soliden Eindruck, verhalten fruchtsüße Schmeicheleien mit etwas Cassis und Kirschen machen neugierig. Insgesamt kein lärmender Kandidat, keine übertriebene Opulenz sondern gut verständlich.
Am Gaumen dann deutlich packender, mit pfeffrig würziger Kraft zeigt der Wein dann offen seine Jugend, kräutrige Eindrücke mit etwas Schokolade am Rand. Die Säure ist optimal dosiert, schon jetzt zeigen sich
sehr weiche und geschmeidige Tannine. Im Nachhall macht sich der Ausbau im Fass bemerkbar, wobei auch hier wieder deutlich wird, dass eine längere Reifezeit – allerdings dann auch mit eher älterem, oder weniger
stark geröstetem Holz – nur gut gewesen wäre. Der lange Nachhall wird etwas von toastigen Noten bestimmt, hätte da gerne mehr Reminiszenz an die Frucht.
Es ist grundsätzlich kein schlechter Wein, auch kein schlechter Côtes du Rhône, aber mit etwas Erfahrung merkt man schnell, wo bei diesem Wein bei seiner Herstellung gespart, bzw. schnell gearbeitet wurde. Dafür kostet er aber auch keine 20€! Vielleicht sollte man die zum Teil angewendete Delestage bei der Maischegärung gänzlich überdenken? Es ist ein „gordischer Weinknoten“: Würde der Winzer ein paar Euro mehr in die Produktion stecken, könnte man aus diesem Wein deutlich mehr rausholen, läge aber wieder über dem wohl durchschnittlichen Ausgabewillen des deutschen Kunden. Dabei ist es an der Rhone nicht wie in Burgund, man bekommt zwischen zehn bis 15€ viel eher durchaus wunderbare Qualitäten. Vielleicht ist das aber von einem Weingut mit 110 Hektar auch zuviel verlangt, schließlich eine Betriebsgröße, die in Deutschland bereits die Kategorie “größte nationale Weingüter” erfüllen würde. domaine-de-la-presidente-cairanne
Hatte den Wein übrigens bei einer Geburtstagsfeier dabei und hätte ihn da kistenweise verkaufen können. Stehe ich mit meinen Wahrnehmungen noch auf der Konsumentenseite? domaine-de-la-presidente-cairanne
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