“Kräuterfrüchte” bei Bründlmayer | #Leertrinker08

Neiiiin, ich habe keine Drogen genommen. Freue mich aber, endlich mal wieder von einem echten Leertrinker berichten zu dürfen. Er kommt aus Österreich. Genauer Niederösterreich und trägt den stolzen Namen Bründlmayer

[dropcap1]K[/dropcap1]ein ganz unbekannter Name – derer gibt es dort häufiger. Diesmal geht es konkret um Josef und Philipp Bründlmayer aus Grunddorf im wunderschönen Kremstal, die dort mittlerweile 18 Hektar Wingert bewirtschaften.

Die Geschichte beginnt mit einem Generationenwechsel. Wirklich nichts Untypisches. Der einschlägige Schreiber kippt bei solchen Anlässen auch schon mal in Euphorie verfallend vom vertrauten Hocker, preist den „Jungwinzer“, singt das Lied vom „neuen Stern“ am (Riesling)himmel und vergisst sich dabei ein bisschen selbst. Schön, wenn man sich für etwas begeistern kann! In Zeiten von Lidl und Co, die wirklich nur über den Preis überzeugen wollen, brauchen wir das mehr denn je!

Der Wechsel bei Bründlmayer will aber in dieses Chema nicht so recht passen. Der Vater arbeitet nämlich weiter und das Konterfei des Sohnes wird nicht als Marketingmaßnahme verheizt. Die beiden machen einfach Wein. Verdammt guten Stoff sogar!
Bei Bründlmayer verzichtet man auf den Einsatz von Insektiziden & Herbiziden. Ebenso sind Kunstdünger und schnelle Kaltvergärung beim Weingut kein Thema, vielmehr sind es Handarbeit, mehrmalige Selektion und ein langer Ausbau auf der Hefe die dem Ganzen den richtigen Schliff geben. Mit 13% Alkohol mag der Weißburgunder etwas arg durch den Kopf düsen, aber was am Gaumen passiert entschädigt allemal.

In der Nase fast schon opulente Frucht von Quitten und überreifen, gelben Äpfeln, gepaart am Gaumen mit einer tiefen Kräuterwürze. Mit – habe das natürlich auch nachgeschlagen – gerade mal 1g Zucker auf den Liter ist das Ding richtig trocken und zeigt sich mit prägnant knackiger Säure, die vor allem die Rieslingjünger begeistern sollte.

Kurzum, Gründlmayers Weissburgunder macht richtig Lust auf´s nächste Glas und zeigt die Rebe in einem eher seltenen Kleid. Der Lössboden auf dem diese Reben gewachsen sind schlägt sich dann im Glas auch mit einer gewissen Schwere nieder; hier von einem leichten Körper zu sprechen wäre geschmeichelt; hier kommt Schwung auf die Hüften. Nicht jeder mag diese Art von Weissburgunder, das Weingut zeigt hier doch einiges an Eigenständigkeit. Damit sei dann auch die Überschrift erklärt: Es war einfach der erste Begriff, den dieser Tropfen in mein Sprachzentrum gespült hat.

Gekauft in Nürnberg im Café Kaulbach. Dort für 13€? Weitere Bezugsquellen sind mir in Deutschland erst mal nicht bekannt.

 

Name:
Weingut Josef Bründlmayer
Anschrift:
Ortsring 44, 3485 Grunddorf
Region:
Telefon / Telefax:
+43 2735 5112 / +43 2735 51124
Homepage:
Kontakt:

 

Ist das noch Sauvignon blanc?

Sauvignon blanc gibt es vor allem in zwei Geschmacksnormen: aus Übersee schwappt er grasig grün bis zuweilen gemüsig aufdringlich zu uns; hierzulande produziert man aus der Rebe auch schon mal fruchtsaftähnliches Gesöff. Ein wenig beliebig und langweilig. Ganz ehrlich? Irgendwann beginnt man um Sauvignon blanc dieser Herkunft einen großen Bogen zu machen. Das Weingut von Winning aus dem pfälzischen Deidesheim hat mich gelehrt, solchen Animositäten aber besser mal wieder den Rücken zu kehren

[dropcap1]D[/dropcap1]er anfänglich beschriebene, laut vegetabile Anklang des Sauvignon blanc von der südlichen Halbkugel ist auf Methoxypyrazine zurückzuführen. Das ist ein in der Traube natürlich vorkommender Aromastoff, der je nach Herkunft und Vinifikation für Eindrücke von geschnittener Paprika, Litschi, Stachelbeere und leider auch Katzenklo sorgen kann.
In Neuseeland ist es zudem erlaubt, genau diesen Aromastoff auch künstlich zuzuführen und damit den Wein zu “verstärken”. Pyrazine können aber auch bei der maschinellen Ernte durch Weinblätter – dort ist die Konzentration besonders hoch – mit in den Most gelangen.

vonWinning_Sauvignon_blanc

In unseren Breitengraden mag man Sauvignon blanc vor allem aus der Kategorie nett & fruchtig, wenig Säure, etwas Zuckerschwänzchen und schon läuft das Ding wie Bolle: hin und wieder fragt man sich aber, wie das eigentlich funktioniert. Kaum einer wird sich über solche Partyweine beschweren, die wenigsten aber auch später daran erinnern. Eine Abhilfe dagegen mag sein, wenn der Winzer Alleinstellung mittels klugem Marketing betreibt.
Markus Schneider aus Ellerstadt macht das richtig, sein Sauvignon blanc namens Kaitui ist wiedererkennbar, einzigartig und massentauglich.
Ökonomisch rechtfertigt sich das freilich allemal. Derartige Weine lassen sich an ganz normale Leute – Weinphilosophen rümpfen dagegen die Nase – verkaufen und selbst in der gehobenen Gastronomie sind sie gern zu Hause. Das alles ist am Ende auch keine Frage des Glaubens-, sondern bitte nur eine Frage des Stils! Ist das noch Sauvignon blanc? weiterlesen

Riesling ist Sehnsucht

Württemberg ist völlig unterbewertet. Man kann das nicht oft genug sagen. Während so manche Weinbauregion Deutschlands immer noch von ihrem schon vor Jahrhunderten erarbeiteten Ruhm lebt, dümpelt Württemberg – bestenfalls noch für Trollinger bekannt – in einem Schattendasein vor sich hin. Schade!

Wein des Monats März 2016

[dropcap1]E[/dropcap1]s ist Prowein. Meine Timeline in FB läuft über. Bin ein bekennender Meider der Prowein. Mir ist das alles zu viel, zu schnell, zu laut. Man sollte Wein alle mögliche Aufmerksamkeit schenken, mehr dann aber auch nicht. Wein ist Sehnsucht, Wein ist ein zwangloser Moment. Die Prowein zeigt das Gesicht der Weinmaschinerie. Was ich dort verpasse? Vermutlich den Moment und damit für mich das Wichtigste… Sehnsucht!

beurer rieslingSolch einen (Wein)Moment hatte ich vor wenigen Tagen mit dem Weingut Beurer. Unmittelbar vor den Toren der Landeshauptstadt Stuttgart in Kernen-Stetten gelegen, macht hier ein Betrieb sicher auch durch modernes Marketing, vor allem aber wegen besonderer Qualitäten in der Flasche auf sich aufmerksam – und für alle, die im Gegensatz zu mir in Düsseldorf verweilen, Halle 14 / A32. beurer riesling

Erst 1997 trat man aus der Genossenschaft aus um als „Garagenwinzer“ den eigenen Betrieb aufzubauen. Seit 2003 arbeitet man sich im ökologischen Weinbau voran. Mittlerweile ist das Weingut Jochen Beurer Mitglied bei Ecovin (2009), produziert biodynamisch nach den Richtlinien von Demeter (2012) und wurde 2013 durch die Aufnahme in den VDP geadelt.
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