Schroppwein
Wein des Monats Juli 2013
Wenn Weinlagen größer als Anbaugebiete sind
von Alex. Schilling
[dropcap1]D[/dropcap1]em berechtigten Bedürfnis so manchen Winzers Weine mit Lagennamen zu individualisieren, ihre Herkunft und Authentizität zu bekunden, steht das Weinbaugesetz von 1971 mit einer irrwitzigen Flurbereinigung im Weg. Von ehemals 30.000 traditionellen Lagennamen sind nach der Einführung des Paragraphen gerade mal 2.658, also nicht einmal 10% an definierten Lagen übrig. Schroppwein
Das bedeutet, dass durch das Zusammenführen der historischen Parzellen so genannte Großlagen geschaffen wurden, die ursprüngliche individuelle Einzellage geopfert wurde. Heute rufen wir uns wieder immer häufiger ins Gedächtnis, dass Lagenweine unverwechselbar sein sollen, dass man Herkunft, sprich den Standort schmecken können soll. Der VDP formuliert daraus den Grundsatz „je enger die Herkunft, desto höher die Qualität“. Bei ortsübergreifenden Weinlagen mit 250ha und mehr schier unmöglich: Im Jahre 1971 wurde kein Gedanke an lokalen Qualitätscharakter, an Erkennbarkeit „verschwendet“. Der VDP hat mit seinen neuen Klassifikationen ab dem Jahrgang ´12 endlich auf die Misere reagiert und somit seinen Winzern etwas Gutes getan, alle anderen Winzer stehen mit dem Gesetz von ´71 weitestgehend alleine da. Schroppwein
Im konkreten Beispiel bedeutet das für das württembergische Weingut Schropp aus Erlenbach-Binswangen, dass die vom Weingut anteilig bewirtschafteten Lagen Erlenbacher Kayberg, Heilbronner Staufenberg und Neckarsulmer Scheuerberg zusammen größer sind, als das Anbaugebiet Mittelrhein mit knapp 460ha. Das Weingut darf nach dem heutigen Gesetz die ehemaligen Katasternamen – die natürlich noch bekannt sind – nicht verwenden. Eine schlüssige Herkunftsbezeichnung ihrer Lagen- und Premiumweine ist somit für das Weingut nicht möglich. Vor 1971 galt eine parzellengerechte Bezeichnung wie z.B. Kleiner Stiftsberg, heute läuft alles unter der Grosslage Erlenbacher Kayberg. Unter gleicher „Herkunft“ wirtschaftet drei Kilometer weiter auch der Winzer XY, wobei hier nicht klar wird, ob denn der Wein aus den ehemaligen Parzellen In den Lücken, Klingen, Katzenthal, Schönbühl, Gaisberg oder Hutzelgarten (noch längst nicht alle) des heutigen Erlenbacher Kayberg stammt. Schroppwein
Allerdings scheint es etwas Hoffnung zu geben: Die siebte Änderung des Weinbaugesetzes macht wieder eine Verwendung von Parzellenbezeichnungen möglich, allerdings weiterhin unter Angabe der Grosslage, verpflichtend ist es nicht. Artikel dazu bei Würtz-Wein. Schroppwein
Verkostungsnotiz:Schroppwein
Genau 7g/l Säure und trockene 3,parzerquetschte g/l Zucker geben mir die Frische, die ich die Tage will! Naja, eigentlich wollen würde. Denn wenn ich so aus dem Fenster schaue, wähne ich mich eher in englischen Gefilden. Der Wein lag bis Ende März auf der Hefe und kommt mir im Glas Anfangs wie Weissburgunder vor. Zumindest die ersten Minuten zeigt sich mein heutiger Gast recht wortkarg, leicht grasig, etwas Weißbrot… Stefan Traub vom Weingut Schropp pflichtet bei, dass sich die Weine auf der Flasche immer noch wöchentlich entwickeln. Nun, wir reden hier von einem Ortswein!
Am Gaumen dann das, was ich im Sommer haben will. Trocken, durchddringend packende Mineralik, offensichtliche Säure bei leichtem, dennoch mundfüllendem Körper, ein analoger Blogger nannte das einst “ein Maul voll Wein”. Ein direkter, sehr klar definierter Tropfen Riesling für überzeugte Untertanen dieser gern als Königin der Weißweine bezeichneten Rebe. Wer ein bisschen Zeit hat, kann diesen Wein auch noch ein zwei Jahre lagern…
Ein Teil des Weines lag im Holzfass, was ihm wirklich gut steht. Auch Fruchtnoten kommen nicht zu kurz, wobei aber das hier keiner der zu dieser Jahreszeit gern hervorgeholten TuttiFrutti Weine ist. Heimische Früchte mit Birnen und Weinbergspfirsich, zugleich Grapefruit mit schüchterner, vegetativer Melisse ganz am Rande. Etwas primärfruchtig ist der Fußabdruck der Reinzuchthefen dennoch spürbar, weiß aber auch aus den Gesprächen mit dem Weingut, wohin es in den nächsten Jahren noch gehen soll. Dass zwei Jahre nach der Neuaufstellung des Weingutes dies sofort gelingt, wäre ein Wunder. Deutlich bekanntere und heute fraglos etablierte Betriebe wie van Volxem unter Roman Niewodniczanski sind dafür Beispiele, über die ersten Jahrgänge war sich die Fachwelt… na, sagen wir mal nicht immer einig!Schroppwein
Der Grundstock scheint bei Schroppwein gelegt. Wenn das restliche Württemberg weiterhin so brav schlummert, wird man von diesem Weingut vielleicht in Zukunft mehr hören. Der Wein zieht schon jetzt die notwendigen Register, die an der ein oder anderen Stelle sicher noch etwas feiner abgestimmt werden. Für mich daher ein Anlass, auf dieses Weingut in der nächsten Zeit sehr genau zu achten. Manch anderer Blog würde jetzt schon wieder mit plakativen Wortblasen “das neue Württemberg” verkünden; mir zu reißerisch. Den auf dem Boden gebliebenen Leuten von Schroppwein aus Erlenbach – die genau wissen was sie tun – vermutlich auch!
Ab Hof für 7,90€ zu habenSchroppwein
3 Gedanken zu „Schropp Riesling Kayberg 2012 trocken Württemberg“