Zahel Wiener Gemischter Satz Nussberg weinblog
Einen gemischten Satz findet man in der heutigen Weinwelt selten. Der Weinbau ist geprägt von Monokultur, die Reben stehen sortenrein in Reih und Glied. Die damit verbundenen Probleme sind hinlänglich bekannt, die Reben sind deutlich anfälliger für Krankheiten und Pilzbefall.
Eindeutig weniger anfällig ist der Weinberg, wenn er als gemischter Satz angelegt ist, sprich viele verschiedene Rebsorten dort angepflanzt werden. Je vielfältiger ein Ökosystem, desto stabiler ist es.
Entscheidend für den späteren Wein ist, dass die Trauben aus einem solchen Weinberg gleichzeitig gelesen werden, man nicht etwa wartet, bis die einzelnen Sorten optimal reif sind. Sie werden dann auch zusammen gekeltert. Das Prinzip gibt es freilich nicht nur in Wien, sondern auch an anderen Orten. Derzeit experimentiert z. B. das Weingut von Racknitz an der Nahe mit einem gemischten Satz zudem historischer Rebsorten.
In #Wien hat der Gemischte Satz eine lange Tradition. Schon im 19. Jahrhundert pflanzten die Wiener Winzer ihre Weinberge als gemischten Satz und konnten sich so auch vor größeren Ernteausfällen schützen.
Seit den 1980er Jahren wurde er als Qualitätswein wieder entdeckt und wird als bewusste Abgrenzung zu reinsortigen Weinen auch mit hohem handwerklichem Können verbunden. Der Wiener Gemischte Satz ist mittlerweile im österreichischem Weingesetz reguliert und muss aus mindestens drei Sorten bestehen, von der eine nicht mehr als 50%, aber mindestens 10% Anteil haben muss. Ein gemischter Satz kann theoretisch aus maximal 10 verschiedenen Sorten bestehen, wobei insgesamt 20 Rebsorten zugelassen sind. Zahel Wiener Gemischter Satz Nussberg weinblog
Der Einsatz von Holz oder gar Barrique ist nicht verboten, allerdings sollen die Weine „keinen stark schmeckbaren Holzeinsatz“ haben und nicht mehr als 12,5% Alc. Die Trauben müssen aus einem einzigen Weinberg aus #Wien stammen, mit dem Jahrgang 2013 ist dies alles durch den #DAC-Status geregelt.
Der naturnah und nach ökologischen Gesichtspunkten wirtschaftende Richard Zahel ist in der jüngeren Zeit einer der Pioniere des Wiener Gemischten Satzes als angesehener Qualitätswein. Zusammen mit Fritz Wieninger, Michael Edelmoser und Rainer Christ verhalf der dem Wein in den 1990er Jahren zum Markennamen zu avancieren. Dafür gründete man 2006 auch die Winzervereinigung #WienWein, die Qualitätsstandards definierte und sehr gezieltes Marketing betrieb. #Zahel ist nach 2010 aus der Winzervereinigung wieder ausgeschieden.
Verkostungsnotiz:
Zahel Wiener Gemischter Satz Nussberg weinblog
Dieser Wein kommt aus dem nordwestlichen #Wien, genauer dem #Nussberg. Dieser gliedert sich in weitere Einzellagen, die man in Österreich als Ried bezeichnet. Der Gemischte Satz von #Zahel kommt aus den Rieden Weißleiten und Muckental, besteht merklich aus #Chardonnay, Weiß- und #Grauburgunder; die Reben sollen bis zu 40 Jahren alt sein.
Dem ökologisch arbeitenden Richard Zahel gelingt es, die Eigenschaften der einzelnen Reben herauszustellen, dabei einen spannenden, dennoch unaufdringlichen Wein zu machen.
Im Glas ein feiner Duft von Mango und etwas Kokos, hier kommt der Chardonnay durch. Von ihm stammen auch die leicht keksigen oder an Brioche erinnernde Akzente. Gepaart mit heimischen Früchten von Birnen und etwas Apfel meldet sich der #Weissburgunder zu Wort, der zusammen mit dem Grauburgunder aber auch einen nussig kräutrigem Einschlag hat. Macht Spaß, unterhält die Weinseele in mir! Hier werden nicht nur dreierlei Weine in einem geboten, sie sind auch in ihren Eigenschaften wahrnehmbar! Für meine Begriffe mineralisch und frisch, obwohl die Säure mehr als moderat erscheint. Im Nachhall würzig und anhaltend. Mit seinem cremigen Körpers dichtes Mundgefühl, ganz anders, als z.B. Grüner Veltliner. Kann man gern mal ne Kiste von da haben…
für 13,90€, Weinversand Karl-Kerler aus Nürnberg
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[dropcap2]1[/dropcap2] Nachtrag wegen verschiedener Beiträge auf Facebook, 19. Sep. 2013:
Nach meinen Informationen seitens des Portales Wein-Plus handelt es sich bei Zahel um “naturnahen Weinbau nach ökologischen Gesichtspunkten”. Nachdem ich das zuvor so geschrieben habe, wehte mir in Facebook ein heftiger Wind entgegen, so dass ich mich argumentativ überstimmt sah – da für mich soweit erst mal nicht prüfbar – dies wegen einer fehlenden Bio Zertifizierung nach EU Richtlinie nicht mehr zu behaupten.
[dropcap2]2[/dropcap2] Nachtrag nach Telefonat mit dem Weingut Zahel, 20. Sep. 2013:
In der Debatte auf Facebook gingen ein paar Begriffe durcheinander, ab dem sechsten Post wurde aus “ökologischen Gesichtspunkten” plötzlich biologisch und schließlich der Bio-Winzer… Und als solchen habe ich das Weingut in meinem Artikel nie bezeichnet! Da muss ich – zumal ich gerade mit Alexander Skoff vom Weingut Zahel telefoniert habe – nochmal nachjustieren.
Das Weingut Zahel bezeichnet sich selbst als naturnahen Weinbau nach ökologischen Gesichtspunkten, soweit auch der von mir bei Wein-Plus entnommene Wortlaut. Das Weingut will, dass „unsere Kinder am gleichen Flecken Weine erzeugen können“. Dafür muss man festhalten, dass das Weingut weitestgehend nach den EU Richtlinien für Bio-Wein wirtschaftet und z.B. nicht mehr spritzt, als das die Verordnung zu lässt. Auf den Einsatz von Kupfer wird gänzlich verzichtet, der Einsatz wäre auch bei Bio-Weinen übrigens nicht verboten. Nötig ist das gegen den echten und/oder falschen Mehltau, Experimente mit Backpulver können funktionieren, klappt aber nicht immer.
Alexander Skoff betont, dass das Weingut „im Einklang mit der Natur lebt“, dies bei Zahel keine leere Worthülse ist und man grundsätzlich offen mit jedem über seine Arbeitsweisen spricht. Dennoch bittet Alexander Skoff darum, die Entscheidung zum Zertifikat dem Winzer zu überlassen, es ist eine Art von Bevormundung, die ehrlich arbeitende Winzer letztlich nicht bräuchten. Auch daher bezeichnet sich das Weingut explizit nicht als Bio-Winzer, die Diskussion geht somit an Zahel vorbei.
Dass jeder, der explizit „Biowein“ verkaufen will auch als solcher Winzer nach EU Verordnung zertifiziert sein muss, ist auch richtig. Dennoch bleibe ich schon dabei, dass man nach „biologischen Gesichtspunkten“ produzieren kann, ohne sich dafür zertifizieren zu müssen. Dass man sich dann nicht als „Bio-Winzer“ darstellt ist sicher richtig, aber seine Arbeit erklären dürfen, sollte der Winzer dann schon. Einer Anzahl von Winzern grundsätzlich nicht zu vertrauen, halte ich für überzogen und unterliegt genau genommen der Einzelfallprüfung.
Inwieweit das Bio-Siegel der EU das ist, was der Verbraucher glauben soll, wäre ein weiterer Punkt, den man nun noch endlos diskutieren könnte…Und dass das Bio Siegel der EU – so wie es in Facebook dann auch gepostet wurde – „finanzierbar“ ist, halte ich für das schwächste Argument!
Zahel Wiener Gemischter Satz Nussberg weinblog
Schön, hier vom Wiener Wein zu lesen. Nach der Diskussion ob biologisch oder ökologisch möchte ich einfach einmal die genussreichen Belange des Zahelschen Weines herausstreichen. Der Gemischte Satz – und da ist der Nussberg eine große Lage – macht schlicht und einfach Spaß. Und das ist doch die Hauptsache, oder nicht?
siehe Nachtrag…
Schön bei dir vom Gemischten Satz zu lesen.. In der Steiermark bin ich wohl def einzige, der sich WIEDER mit diesem Thema intensiver beschäftigt.
Nur: ökologisch arbeitet Zahel nicht!